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Wolltest du schon immer Schriftstellerin werden? Wie bist du zum Schreiben gekommen?

 

 

 

Nein. Ich wollte nicht Schriftsteller werden, aber ich habe geschrieben … und folglich wurde ich einer, ohne es so zu bezeichnen.

 

Mein erstes Märchen entstand im Alter von 9 Jahren. Es machte mir Spaß, mich an den Tisch zu setzen und einfach darauf loszuschreiben.

 

Von klein auf galt ich als eine, die sich mündlich gut ausdrücken konnte. Ein "Plappermäulchen", das häufig etwas von sich gab, was Erwachsene als altklug bezeichneten.

 

Eines schönen Tages – wir hatten gerade Besuch und Kinder sollten sich mal eine Weile selbst beschäftigen (man könnte auch sagen, die Erwachsenen in Ruhe lassen) – fing ich erstmals meine ständig aus mir hervorquellen-wollenden Sätze schriftlich ein. Es fühlte sich berauschend an, wenn die Wörter um mich herumtanzten und mir zuflogen wie elfenhafte Spielgefährten, die keinen Lärm machten. Es war ein Spiel, das ich alleine spielen konnte. Aber mit den vielen Wörtern um mich herum war ich nie alleine. Die Wörter verstanden mich.

 

 Nachdem das einmal funktioniert hatte, sollte es wieder gelingen. Es entstand ein weiteres Märchen. (Typisch für mich sind Märchen mit Erlösungsmotiv. Frei nach dem Motto, es muss nicht so bleiben, wie es ist. Aber nicht die Sorte, wo ein Prinz erscheint und eine Prinzessin erlöst. Nein. Selbst meine Kinder-Protagonisten mussten ihr Glück schon selbst in die Hand nehmen. Dieser Idee bin ich bis heute treu geblieben.)

 

Meine neue Freizeitbeschäftigung führte dazu, dass meine Mutter mein Talent fördern lassen wollte. Ich wurde dort angemeldet, wo Eltern zu dieser Zeit ihre plötzlich schreibenden Kinder unterbrachten. Und tatsächlich, die anderen Kinder mochten ebenfalls Worte lieber als Spielsachen zum Anfassen. Doch das, was ich schrieb, hob mich bald von ihnen ab. Mir gingen andere Dinge durch den Kopf, als für Kinder meines Alters üblich.

 

So nahm man mich bald aus der altersmäßig passenden Gruppe heraus und steckte mich zu den „Großen“. Die schrieben oftmals Gedichte. Ich probierte das aus. Und ich kam lange Zeit nicht mehr davon los. Es war ja auch praktisch. In wenigen Zeilen ließ sich der Stoff für einen Roman ausdrücken.

 

Wieder fiel ich auf. In meinen Gedichten ging es (noch) nicht um die Liebe, ich war ja die Kleine bei den Großen. Bei mir ging es um die Natur oder die Einsamkeit, den Weg des Lebens oder um den Tod. Um Ideen, die man hinterlassen/weitergeben möchte. Ich verblüffte mit der nüchternen Betrachtung vermeintlich trauriger Zustände. Erwähnte ich die Sonne, wusste jeder, der mich kannte, dass diese Sonne in mir strahlte. Frühlingshaftes Blumen sprießen meinte einen Gemütszustand. Ich liebte Gleichnisse, denn es ist tröstlich, das Kleine im Großen zu erkennen.

 

Ich habe eine ganze Truhe voller Aufzeichnungen. Tagebücher, Kalender, Briefe. Aber all das ist nur für mich. Dachte ich.

 

Eines Tages aber schrieb mir jemand, ich solle mein Gedankengut mit anderen Menschen teilen, ihnen meine Ideen zukommen lassen. Mein Licht nicht mehr nur in mir strahlen lassen. Komischer Gedanke, oder nicht?

 

Die Idee, aus mir heraus in die Welt hinein zu strahlen, gefiel mir. Aber ich hatte bis dahin nie in Betracht gezogen, meine Gedanken zu veröffentlichen. Sondern stattdessen die vage Absicht, die philosophischen Betrachtungen und Lebensabenteuer eines anderen zu verarbeiten.

 

Am Tag der Waldbrände änderte sich das.

 

 

 

Mehr dazu im nächsten Beitrag.